Neue Forschungsergebnisse und auch Berichte von Betroffenen zeigen, dass Aggression und Gewalt gegen Pflegekräfte zunehmen. Die Arbeiterkammer (AK) fordert nun wirksame Schutzmaßnahmen für Arbeitnehmer im Pflegebereich.
Mehr als 35.000 Männer und Frauen in Oberösterreich arbeiten in Pflegeberufen. Viele von Ihnen sind regelmäßig mit aggressiven Patienten oder deren Angehörigen konfrontiert.
Beissen, Kratzen und Spucken
Die Pflegekräfte erlebten verbale Gewalt, wie etwa Einschüchterungen, Spott oder Drohungen, körperliche Gewalt wie gekratzt, bespuckt, gebissen oder geschlagen zu werden bis hin zu sexuellen Übergriffen wie anzügliche Bemerkungen, unerwünschte Berührungen und exhibitionistische Handlungen, so Harald Stefan, Pflegemanager und Experte für Aggressions-, Gewalt- und Deeskalationsmanagement.
Nur 20 Prozent der Ärzte betroffen
Dass Gewalt gegen Pflegende allgegenwärtig ist, zeigt unter anderem eine Befragung von Krankenpflegeschülerinnen und Schüler in Graz im Jahr 2013. Mehr als 90 Prozent berichteten von verbalen Übergriffen, 60 Prozent von körperlicher Gewalt. Am meisten von Übergriffen betroffen sind mit fast 80 Prozent die Pflegekräfte, Ärzte folgen mit 20 und Therapeuten mit rund drei Prozent.
Eine Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege aus dem Jahr 2010 zeigt auf, dass 63 Prozent der Beschäftigten in der stationären Pflege in den vergangenen zwölf Monaten Gewalt erlebt haben. 78 Prozent waren verbalen Attacken ausgeliefert.
Darf nicht mehr Tabuthema sein
Obwohl sich die meisten Patienten in Ausnahmesituationen befinden und es daher viele Auslöser für aggressives Verhalten geben kann, dürfe Gewalt nicht zum Berufsrisiko der Pfleger gehören, so Arbeiterkammer Präsident Johann Kalliauer. Er will nun die Arbeitgeber stärker in die Pflicht nehmen.
Eine verbesserte Ausbildung und eine verpflichtende Evaluierung sowie Dokumentation, aber auch eine Überarbeitung des Pflegeschlüssels gehören zu den Forderungen der AK. Bislang sei aggressiven Verhalten gegenüber Pflegekräften ein Tabuthema gewesen, damit müsse nun aber Schluss sein, so der AK-Präsident weiter.
Link:
AK Online-Check gegen Gewalt in der Pflege
Quelle: http://ooe.orf.at/news/stories/2777395/
Publiziert am 31.05.2016